
Es war ein wunderschöner Sommertag, die Sonne strahlte vom Himmel. Die Erwachsenen hatten sich vorgenommen, ein Schach- spiel zu veranstalten.
Nun sollte es aber kein gewöhnliches Schachspiel sein, sondern es sollte richtig mit 32 Erwachsenen auf einem großen Feld im Freien gespielt werden.
Die schwarze Mannschaft war schon komplett angetreten und hatte sich in Stellung begeben, nur Konrad, der weiße König, suchte noch vergeblich nach seinem achten Bauern Burkhard. Dieser jedoch wollte absolut nicht erscheinen. Sollte die weiße Mannschaft etwa nur mit sieben Bauern antreten?
Konrad faßte den Entschluß den kleinen Ben, auch wenn dieser kein Schach spielen konnte, als achten Bauern einzusetzen. Ben war erst zehn Jahre alt und wirkte unter all den Erwachsenen noch recht klein, aber Ben sollte mitspielen. Er nahm seinen zugewiesen Platz auf dem Feld c2 ein. Nun sollte es losgehen.
Zu Bens großer Verwunderung wurde vereinbart, dass nur 5 Minuten gespielt werden sollte. Na ja, dachte sich Ben, er würde erst einmal ganz ruhig auf seinem Feld stehen bleiben. Die Uhren wurden gedrückt.
Ben erschrak sehr, als plötzlich Siegfried der Springer von hinten links über seinen Kopf gesprungen kam. Auch die schwarzen feindlichen Figuren rückten nach vorne, alles ging sehr
schnell. Ben konnte kaum folgen. Ein wildes Gerenne auf dem ganzen Spielfeld.
Als Dagmar, die weiße Dame, geschlagen wurde, machte sie ein sehr erbostes Gesicht. Daran konnte Ben sich später gut erinnern. Ben stand noch immer auf seinem Feld c2, doch nun schien er an der Reihe zu sein, er sollte ein Feld vorrücken. Nun aber Tempo, schrie Theo der Turm von hinten. Ben gehorchte und schritt ein Feld voran. Er sollte den schwarzen Bauern auf c4 aufhalten.
Ben beobachtete, dass die schwarzen Figuren irgendwie die Oberhand gewannen und als auch noch Ludger, der weiße Läufer, vom Felde geschickt wurde, waren Konrad und Ben nur noch ganz alleine auf dem Feld. Schwarz hatte noch seinen König, einen Turm, einen Läufer sowie 2 Bauern, die nun versuchten Konrad matt zu setzen. Ben beobachtete alles. Hatten sie ihn nicht gesehen?
Nein, sie umkreisten alle unseren Konrad, der sehr schnell über das ganze Feld floh. Plötzlich schrie Konrad aus vollem Halse „Zeit!“. Die 5 Minuten der schwarzen Spieler waren abgelaufen. Wir hatten gewonnen, wie sich später herausstellte.
Genauer gesagt, der kleine Ben, der eigentlich kein Schach spielen konnte, hatte diese Partie gewonnen. Er hatte sich so gut hinter dem Bauern auf c4 versteckt, dass ihn keiner richtig wahrgenommen hatte.
Eine lange Feier zu Ehren Bens zog sich über den Abend hin.
Thomas Lukossek, im Sommer 2003
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